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Dalishe Wurzeln

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„Blödsinn!“,
sagte der junge Elf zu seinem älteren Artgenossen und verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er sich mit verschränkten Armen in trutziger Pose vor seinem auf einem Baustumpf sitzenden Gegenüber aufbaute.
„Das ist bloß ein Kratzer! Davon hatte ich schon Hunderte und keiner davon hat zu faulen angefangen!“
Arran – der Ältere Elf – hob in einer gleichgültigen Geste die Arme.
„Bitte. Du musst dir von mir natürlich nicht helfen lassen, aber...“, er beugte sich zu seinem Bündel hinunter, welches zu seinen Füßen lag, und holte eine Ersatzdecke heraus, die er dem Jüngeren dann anbietend hinhielt. „- bitte benutze das, um die Lautstärke heute Nacht auf ein Minimum zu reduzieren.“
Silas warf ihm zwischen den zersausten Ponysträhnen seines dunkelroten Haares hindurch einen mehr als fragenden Blick zu. Arran verharrte ungerührt in seiner Haltung mit der noch immer dargebotenen Decke und erklärte ganz trocken,
„Deine Schmerzensschreie würden sonst allerhand Unerfreuliches aus dem Wald in unser Lager locken.“
Der Rotschopf blickte ihn ungläubig aber mit sichtlich wachsendem Zweifel an und Arran erwiderte den Blick völlig gelassen.
Daene, die Fuchsdame die Arran auf seinen Reisen begleitete, lag derweil zusammengerollt auf einem Flecken grasbewachsenen Bodens in der Nähe und hatte die Unterhaltung verschlafen beobachtet. Jetzt hob sie den Kopf als Arran aufstand, die Decke zu Füßen des noch immer trotzig dastehenden Silas legte und sich dann in scheinbarem Desinteresse umwandte um sich mit dem Errichten des Lagerfeuers zu beschäftigen. Das hübsche Tier streckte sich, erhob sich und tappte dann zu Arran herüber. Ein Lagerfeuer bedeutete meistens auch etwas zu Essen!
Silas schaute derweil – da sein Reisegefährte ihn nun nicht mehr beobachtete – zunehmend nervöser zwischen der Decke, den langen Kratzern unter seinem Knöchel und dem Dalish-Elfen hin und her. Letzterer fügte seinen vorherigen Worten noch betont ungerührt hinzu,
„Ob du dir nun von mir helfen lässt oder nicht soll mir gleich sein. Aber achte wie gesagt bitte darauf, dass die Folgen deiner Verletzung nicht der ganzen Gruppe Ärger machen. Die angelockten Wildtiere sind eine Sache. Und dann ist da noch unsere verwehrte Nachtruhe...“
Er blickte die neben ihm sitzende Füchsin an.
„Erinnerst du dich an den Jäger letzten Frühling, Daene? Den ganzen Wald hat der Arme mit seinen Schmerzenslauten wach gehalten!“
Die Füchsin legte sich platt auf den Boden, bedeckte mit ihren Vorderpfoten beide Ohren und winselte gequält.
„SCHON GUT!!!“,
rief Silas fast hysterisch aus, der mittlerweile nun doch die Nerven verloren hatte.
„Behandle die Wunde! Bitte!!“
Arran blickte über seine Schulter zu dem zierlichen jungen Elf, der seinen Blick flehend erwiderte. Der Dalish verkniff sich daraufhin einen weiteren Kommentar, mit dem er Silas noch mehr hätte piesacken können und bedeutete ihm stattdessen rüber zu kommen. Er dirigierte ihn auf einen Baumstumpf, holte einige Dinge aus seinem Gepäck und ließ sich dann einfach im Schneidersitz auf dem Boden vor Silas nieder. In einer kleinen Steinschüssel zerrieb er mit einem Mörser einige – für den Stadtelfen undefinierbare – Pflanzenteile, gab mehrfach Wasser hinzu und nahm die unappetitlich aussehende, klebrig-klumpige Masse schließlich mit einem sauberen Leinentuch auf, welches er zuvor mit ein paar geschickten Bewegungen in eine ordentliche, längliche Form gebracht hatte. Das getränkte Tuch legte er aber noch einmal in der Steinschüssel beiseite, nahm ein kleineres Tuch und befeuchtete es mit klarem Wasser.
„Zieh deinen Schuh aus und gib mir deinen Fuß.“, sagte Arran freundlich.
Der flache Leinen-Slipper landete im Gras und Silas streckte langsam sein Bein um seinen Fuß zögerlich in Arrans niedrig über dem Boden ausgestreckte Hand zu legen. Er hatte Arran die ganze Zeit über skeptisch beobachtet und fuhr damit auch jetzt fort, mit nur kurzen Unterbrechungen während derer er angewidert zu der schlammfarbenen Pampe in der Steinschüssel schielte. Während der Dalish behutsam und gekonnt die Schnitte unter seinem Knöchel säuberte, die er sich an den Dornen einer fremdartig aussehenden Pflanze zugezogen hatte, fragte Silas in missbilligendem Tonfall,
„Du willst mir den Dreck da ja wohl gleich nicht auf die Wunde packen, oder?“
„Das ist kein Dreck.“, erwiderte Arran und schüttelte den Kopf etwas ungläubig aber lächelnd.
„Sieht für mich aber verdächtig nach Dreck aus!“,
maulte der Rotschopf und kniff ein Auge zu, als Arran mit geschickten Fingern eine zurückgebliebene Dornenspitze aus dem tiefsten der Schnitte entfernte. Mit einem entschuldigen Lächeln, ob des schmerzhaften Handgriffes, sah er zu Silas auf.
„Das sind Hauptsächlich die Wurzeln einer Heilpflanze.“, erklärte er während er fortfuhr.
„Aha!“, rief Silas aus und sah ihn rechthaberisch an.
Arran hob fragend die Augenbrauen.
„Wurzeln! Und wo wachsen Wurzeln?“, fragte der Jüngere lehrmeisterhaft.
„In der Erde?“, versuchte es Arran, bereits ahnend, worauf Silas hinauswollte.
„Im Dreck!“, korrigierte Letzterer nachdrücklich.
„Also hast du jetzt jede Menge Mühe in die Aufgabe gesteckt, meine Wunde perfekt zu säubern, nur damit du gleich Dreck draufschmieren kannst? Ich halte das für keine gute Idee. Wie wäre es mit einer netten, bunten Tinktur? Aus einer sauberen Glasflasche? Du weißt schon, so wie man sie bei einem Händler bekommt. In der Stadt. Auch Zivilisation gena- AH!“
Arran hatte Silas kleine Tirade genutzt, um flink nach dem Wundumschlag zu greifen und ihn in einer schnellen Bewegung um den schlanken Knöchel des jungen Elfen zu schlingen.
„Du kannst meinen Heilkünsten ruhig vertrauen. Ich weiß, was ich tue, denn ich tue es schon eine ganze Weile.“,
sagte er amüsiert, während er den Umschlag so verknotete, dass dieser über Nacht halten würde. Als er gerade damit fertig wurde, kam Alarion zurück zum Lager und trat auf die beiden zu. Er war der zweite Dalish – neben Arran – der zu ihrer kleinen Truppe gehörte.
„Hat der Stadt-Welpe sich verletzt?“,
fragte er spöttelnd. Während Silas ihn böse anfunkelte, richtete Arran sich von getaner Arbeit auf und beantwortete die Frage kurz und knapp.
„Schwarzdorn.“
Zu Silas Genugtuung verzog Alarion leidend das Gesicht. Anscheinend war ihm nicht mehr nach Spott zumute, nun da er wusste wie ernst Silas Verletzung war. Der Junge vertrieb alle Wehleidigkeit aus seinen Zügen, um Alarion zu zeigen wie heldenhaft er seine fatale Wunde wegsteckte.
„Schwarzdorn-Kratzer sind wirklich ein Elend, wenn man nicht die passenden Heilpflanzen zur Hand hat.“, sagte dieser, „Die brennen wie nichts anderes, und hat man hat tagelang Ausschlag bis sie endlich zugeheilt sind.“
...
... ...
In den wenigen Sekunden, die Alarions Worte brauchten um in Silas geschocktem Verstand Fuß zu fassen, hatte Arran seinen Lieblings-Zaubertrick vollbracht und war spurlos im Unterholz des sie umgebenden Waldes verschwunden. Deshalb viel Silas entrüsteter, zorniger Blick nur noch auf die zurückgebliebene Fuchs-Dame, Deane. Gerade hatte er sich entschlossen, sie stellvertretend für ihren Kumpanen anzubrüllen – schließlich hatte sie mir ihrer theaterreifen Schauspieleinlage Beihilfe geleistet – da schleckte sie ihm über die nackten Zehen seines verbundenen Fußes, legte vorsichtig ihren Kopf darauf und schaute ihn mit großen Augen von unten an.
Silas entließ seinen angehaltenen Atem in einem entnervten Seufzer, der gleichzeitig ein Eingeständnis seiner Niederlage war, und tätschelte dem Fuchs den Kopf.
'Verdammter Niedlichkeits-Bonus!', fluchte er in Gedanken.
So, eine kleine Szene mit Kinotsunes und meinem Charakter aus dem Dragon Age Pen & Paper Rollenspiel. Liebste Kinotsune, sieh das als verspätetes Velntinstag-Geschenk an, wenn du möchtest :heart:
Silas ist ein Stadtelf, der sich seit seiner frühesten Kindheit als Dieb auf den Straßen durchgeschlagen hat. Zu Beginn unserer Rollenspielrunde rettet Arran ihm bei einem Überfall das Leben und die beiden schließen sich mit zwei weiteren Chars zu einer Reisegruppe zusammen. Lieblins-Streitpunkt in der Gruppe, die aus zwei Dalish, einem Stadtelfen und einem Menschen besteht, ist das Verhältnis zwischen Elfen und Menschen und die "richtige" Lebensweise eines Elfen in Thedas.
Falls Keszanne das hier liest: Der dritte Elf, der auftaucht soll natürlich deiner sein, aber ich wusste den Namen nicht mehr, und hab ihm einfach einen gegeben. Sorry XD
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Comments3
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Kinotsune's avatar
Ahh omg!!! Ganz vielen lieben Dank! Yay. xD Den Text hab ich jetzt von vier Seiten angefangen, weil ich gar nicht wusste, wo ich zuerst anfangen sollte, weil ich alles gleichzeitig wissen wollte. x''D Herrje ich hab tausend Bilder zu der Szene im Kopf das ist ein guuutes Zeichen. xD (nicht für die Elfen, aber für uns. ;0 hehe)
Ja, das Namensdilemma mit den Chars arrgh. 'Arron' muss auch endlich einen richtigen Dalishnamen haben und einen anderen Stadtnamen als den Platzhalter. xD'' Heute werde ich mir endlich einen nein zwei passende Namen, suchen.
Du hast echt das maximale an der Szene rausgeholt und mein Grinsen geht von einem Ohr bis zum nächsten. xD *Träne wegwisch*. Daene hast du mega super total klasse hinbekommen und dafür dass ich so wenig von 'Arron' preisgegeben habe, hab ich ihn darin super wiedergefunden. hehe x> (Aber ist Silas wirklich jünger? x d Ich hatte glaub ich nie erwähnt, dass er noch sehr jung ist. xD Nichtmal volljährig oder grade eben. *hust*) Es tat gut was über ihn zu lesen, weil ich letztens noch gedacht habe, wie viel ich schon von seinem Wesen vergessen habe. So ein komplexer Char mal wieder. xD''
Also ich les die Szene jetzt noch gefühlte tausendmal und irgendwann hört vielleicht auch wieder das Kopfkino auf, oder auch nicht. xd hehe Jedenfalls nochmal, vielen Dank. Das hat mir echt einiges gerettet heute!!! xD